Cargill:
Das Schlimmste Unternehmen Der Welt

Vorwort: Abgeordneter Henry A. Waxman

Cargill ist das größte Privatunternehmen in den Vereinigten Staaten, größer als die notorischen Koch Industries. Seine Präsenz erstreckt sich über den ganzen Globus. Doch das schlimmste Unternehmen der Welt? Wir sind uns bewusst, dass das eine kühne Behauptung ist. Leider buhlen zahllose Unternehmen um diese zweifelhafte Ehre. Dieser Bericht bietet jedoch umfangreiche und überzeugende Beweise, die diese Behauptung stützen.

Die Menschen, die nach dem Verzehr von verseuchtem Fleisch von Cargill krank wurden oder gar starben, die Kinderarbeiter, die den Kakao anpflanzen, den Cargill für den weltweiten Schokoladenkonsum verkauft, die Menschen im mittleren Westen der USA, die das von Cargill verunreinigte Wasser trinken, die indigenen Völker, die im Zuge der enormen Entwaldung für Cargills Futtermittelanbau verdrängt werden und gewöhnlichen Verbraucher, die wegen der Finanzvergehen von Cargill mehr für ihre Lebensmittel bezahlen müssen – sie alle spüren die Auswirkungen, die dieser Landwirtschaftsriese verursacht. Der Kontakt mit Cargill hat ihr Leben beeinträchtigt.

In meiner 40-jährigen Karriere im US-Kongress habe ich es mit einer Reihe von Unternehmen aufgenommen, die Missbrauch praktizierten. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, welche schädlichen Auswirkungen Unternehmen haben, die die Ethik außen vor lassen. Doch Cargill sticht unter all diesen Unternehmen heraus.

Im Gegensatz zur Öl- und Tabakbranche, beispielsweise, sind die hier dokumentierten schlechten Praktiken für die Produkte, die Cargill verkauft, nicht immanent, sondern sind in der Tat gänzlich vermeidbar. Zum Beispiel hat die Rolle, die Cargill bei der Zerstörung der letzten verbleibenden intakten Wälder und Prärien der Erde spielt, vielleicht die größten negativen Auswirkungen des Unternehmens auf die natürliche Welt.

Doch mehr als 400 Millionen Hektar bereits degradierter Landgebiete stehen zur Verfügung, auf denen der landwirtschaftliche Anbau ohne eine weitere Gefährdung der nativen Ökosysteme und ohne zusätzliche Kosten möglich wäre. Zudem bauen andere Unternehmen ebenfalls Futtermittel im großen Maßstab an, ohne eine entsprechende Wasser- oder Umweltverschmutzung zu verursachen.

Von Palmöl in Südostasien bis hin zur Landwirtschaft bei uns in den Vereinigten Staaten – Cargill hat sich aus branchenweiten Verbesserungsanstrengungen herausgehalten. Um diese Lücken zu füllen, hat das Mighty Earth-Team in den vergangenen fünf Jahren weitreichende und hochrangige Gespräche mit Cargill geführt. Unser Team lobte das Unternehmen 2014, als der CEO David MacLennan versprach, die Entwaldung unternehmensweit bis 2020 einzustellen, und erneut später, als sich das Unternehmen verpflichtete, Kakao nicht mehr aus Nationalparks zu beziehen.

Im Januar teilten wir einen Entwurf dieses Berichts mit Cargill. Wenige Tage vor der geplanten Veröffentlichung erhielten wir einen Anruf von Herrn MacLennan, in dem er uns um ein paar Wochen Zeit bat, damit unsere Befunde geprüft und, insbesondere, Änderungsempfehlungen gegeben werden könnten. Wir erklärten uns damit einverstanden, Cargill diese Chance zu gewähren. Zwei Wochen später versprach MacLennan, dass Cargill Richtlinien verabschieden würde, um die Zerstörung nativer Lebensräume zu verhindern. Außerdem verpflichtete er sich dazu, CEOs in der Branche persönlich zum Nachziehen zu bewegen.

Leider haben die letzten Monate erneut gezeigt, dass das Unternehmen nicht in der Lage ist, effektiv zu reagieren und dass Herr MacLennan einen wirklichen Wandel nicht realisieren kann.

Nur wenige Tage nach seinem Versprechen stellte Herr MacLennans Stellvertreter den Stellenwert strenger Richtlinien zum Schutz nativer Lebensräume öffentlich in Frage. Monate vergingen, bevor Cargill endlich sinnvolle Gespräche mit anderen Unternehmen, die bereits starke Nachhaltigkeitsrichtlinien umgesetzt hatten, aufnahm und das relativ einfache Problem seiner Palmöl-Lieferkette anging, das andere Unternehmen schon vor langer Zeit gelöst hatten. Während dieser Zeit erhielten wir weiterhin Informationen über ernsthafte und andauernde Probleme hinsichtlich Entwaldung und Kinderarbeit bei Cargill, die wir in diesem Bericht vorstellen.

Trotz der Herausforderungen stellten wir diese Aktion um fünf Monate zurück, weil wir Cargill durch die Gespräche eine Chance zum Wandel geben wollten. Leider scheint es David MacLennan trotz seines Versprechens nicht zu schaffen, seine Kollegen im Unternehmen zu sinnvollem Handeln anzuregen. Besonders enttäuschend waren zum einen die Veröffentlichung von Cargills „Soy Action Plan“ (Soja-Aktionsplan), der den Lieferanten die Entwaldung weiterhin gestattet, und zum anderen ein Schreiben des Unternehmens an seine Lieferanten, in dem die Ausweitung der Waldschutzrichtlinien für Brasiliens Cerrado abgelehnt wurden. Diese Handlungen stehen im direkten Gegensatz zu Herr MacLennans Versprechen.

Wir haben im Zuge unserer Arbeit die Umweltschutz- und Menschenrechtspraktiken dutzender Unternehmen verbessert, doch noch nie haben wir ein Unternehmen erlebt, das derartige Schwierigkeiten bei der Umsetzung hochgradiger Versprechen hatte.

Obgleich es den Anschein hat, dass Herr MacLennan das Richtige tun möchte, scheint er sich nicht entscheiden zu können zwischen denen, die meinen, Cargill könnte manches besser machen, und denen, die möchten, dass die Bulldozer weiterlaufen. Weil Entwaldung, Kinderarbeit und Umweltverschmutzung aber zum Status Quo des Unternehmens gehören, hat Cargills Unentschlossenheit eine anhaltende Umwelt- und Menschenrechtskatastrophe zur Folge. Und da Cargills Reichweite so immens ist, zieht es andere Unternehmen mit hinein, die dann Beihilfe zur Umweltzerstörung und zu Menschenrechtsverletzungen leisten.

Der Supermarktriese Ahold Delhaize (Eigentümer der Marken Giant, Stop & Shop, Hannaford, Food Lion u.a.) erklärt zwar, er wolle nachhaltiges Fleisch anbieten, ist dazu jedoch nicht in der Lage, solange Cargill im Rahmen eines Joint Venture das Fleisch für die Eigenmarken von Ahold Delhaize liefert. Das von McDonald’s angepriesene „wissenschaftlich belegte Klimaziel“ ist bedeutungslos, solange der Chicken-Nugget- und Big-Mac-Hersteller Cargill die Umweltverschmutzung massiv vorantreibt.

Diese Unternehmen – und mehr als einhundert andere – haben Cargill wiederholt zum Wandel aufgerufen. Doch ebenso häufig trotzte Cargill diesen Aufrufen. Wenn diese Unternehmen ihre Umweltschutz- und Menschenrechtsrichtlinien erfüllen möchten, müssen sie mehr tun als nur höflich ermutigen, und ihren Einkauf auf verantwortungsbewusstere Unternehmen verlagern.

Nur wenn Cargill und seine Kunden öffentlich zur Rechenschaft gezogen werden, können wir den Wandel erzwingen. Gezielte Aktionen von Bürgern und Konsumgüterunternehmen haben in vielen Bereichen der Lebensmittel- und Landwirtschaftsbranche enormen Fortschritt erzielt. Jetzt ist es an der Zeit, dass das Unternehmen, das sich als Führer dieser Branche darstellt, endliche auch entsprechend handelt.

Henry Waxman

Ehemaliger Abgeordneter, Vorsitzender von Mighty Earth

Wir sind uns bewusst, dass das eine kühne Behauptung ist. Wenn es jedoch um die wichtigsten Probleme der Welt geht, nämlich um die Zerstörung unserer Umwelt, die Verschmutzung von Luft und Wasser, die Erderwärmung, die Verdrängung indigener Bevölkerungen, die Kinderarbeit und die weltweite Armut, nimmt Cargill nicht nur stets den letzten Platz ein, sondern treibt diese Probleme auch noch in einem Ausmaß voran, das selbst seine engsten Konkurrenten in den Schatten stellt.

Dass Cargill große Verpflichtungen eingeht, nur um diese dann zu ignorieren, sollte niemanden überraschen.

Angefangen bei der Aussetzung der Mitgliedschaft in der Handelskammer durch das Chicago Board of Trade und die U.S. Commodity Exchange Authority kurz nach der Unternehmensgründung bis hin zu der Verantwortung für den Verkauf von 66 Millionen Tonnen verseuchtem Rindfleisch an Supermärkte in diesem Jahr – bei Cargill hat Heuchelei, Täuschung und Zerstörung eine lange und schmutzige Tradition. Allein in den vergangenen zwei Jahrzehnten finden sich hierfür dutzende von Beispielen.

Ein Muster An Täuschung Und Zerstörung

Ein einziges Privatunternehmen hat heute mehr Macht, im Alleingang das Weltklima, die Gewässer, die Lebensmittelsicherheit, die Volksgesundheit und die Menschenrechte zu zerstören oder zu schützen, als dies je für ein anderes Einzelunternehmen möglich war. Und bei diesem Unternehmen handelt es sich nicht um einen Ölkonzern, ein Kohleunternehmen oder um einen anderen der üblichen Verdächtigen, sondern um den in Minnesota angesiedelten Landwirtschaftsriesen Cargill.

Cargill ist das größte Privatunternehmen der USA, mit Jahresumsätzen, die die auf Platz zwei angesiedelten Koch Brothers um Milliarden von US-Dollar übertreffen. Der Unternehmenskoloss steht im Mittelpunkt des globalen Systems der industriellen Landwirtschaft – einem System, das von Cargill dafür ausgelegt wurde, große Gebiete unseres Planeten in von der Chemie abhängige, großtechnische Monokulturen für die Herstellung von billigem Fleisch, Palmöl und Schokolade zu verwandeln.

Dazu kommt, dass ab dem Jahr 2019 die politischen Zwänge, die seine Macht zu früherer Zeit noch einengen konnten, im Wesentlichen nicht mehr existent sind. Das liegt an der Machterlangung von extremistischen, umweltfeindlichen Präsidenten sowohl in Brasilien als auch in den USA, die jeweils die Produzenten bzw. die Konsumenten der von Cargill gehandelten Waren regieren. In anderen Teilen der Welt, beispielsweise in Indonesien und Westafrika nutzt Cargill weiterhin die schlechte Staatsführung und die schwachen und korrupten Regierungen aus, um enorme Mengen an Palmöl, Kakao und anderen Rohmaterialien zu erwerben, die noch bis vor Kurzem ohne große Beachtung von Umweltaspekten und zu Billiglöhnen produziert wurden.

Cargill hat bewiesen, dass das Unternehmen in der Lage ist, im großen Stil sowohl Gutes als auch Böses zu tun. Doch die Umwelt- und Klimaschutzstandards der US-amerikanischen und brasilianischen Regierung, die die niedrigsten Instinkte des Unternehmens bislang in Grenzen gehalten haben, befinden sich nun im Rückzug. Dabei ist Cargill als Privatunternehmen noch nicht einmal öffentlichen Anteilseignern gegenüber verantwortlich und trägt dadurch keinen Nutzen aus gesellschaftlichem Engagement.

Die gesamte Unternehmensgeschichte von Cargill zeigt ein beunruhigendes und sich wiederholendes Muster an Täuschung und Zerstörung. Wie in diesem Bericht dargelegt, umfassen die Praktiken des Unternehmens unter anderem die Verletzung von Handelsembargos, Preisabsprachen, die Außerachtlassung von Gesundheitsvorschriften sowie die Schaffung von Märkten für Produkte, die mithilfe von Kinder- und Zwangsarbeit hergestellt werden. Unter Druck hat Cargill seine Unternehmenspraktiken in vielen Bereichen reformiert – und somit gezeigt, dass Wandel möglich ist, wenn der Wille besteht. Doch obgleich sich Cargill selbst als führendes Unternehmen betrachtet, ist es in der Regel das Schlusslicht. Es ist in vielen Branchen ein Nachzügler, der Konkurrenzunternehmen wie Louis Dreyfus und Wilmar hinterherhinkt.

Vor 80 Jahren, kurz nach der Gründung des Unternehmens unter seinem heutigen Namen, wurde Cargill von der größten Termin- und Optionsbörse des Landes ausgeschlossen, weil es versucht hatte, zu spekulativen Zwecken den Maismarkt aufzukaufen. Jahrzehnte später, im Jahr 2017, wurde Cargill von der Commodity Futures Trading Commission mit einer Geldstrafe in Höhe von 10 Millionen US-Dollar belegt, nachdem es jahrelang falsche Angaben zu den eigenen Handelswerten gemacht hatte – und zwar um bis zu 90 % –, mit der Absicht sowohl die Regierung als auch seine Handelspartner zu betrügen.1 Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichts wurde David Dines, Gründer und Leiter der für diese Verletzungen verantwortlichen Abteilung bei Cargill, zum Chief Financial Officer (CFO) befördert.2 2018 war Cargill für den Verkauf von mehr als 78 Tonnen verseuchtem Rindfleisch an Supermärkte verantwortlich.3,4 Und zwischenzeitlich hat das Unternehmen den Planeten geplündert und seine Arbeiter und Landwirte ausgenutzt – und gleichzeitig so viel Vermögen angesammelt, dass die Familie nun weltweit die meisten Milliardäre verzeichnet.5

In vielerlei Hinsicht hat der Privatsektor einen größeren Einfluss auf das Schicksal unserer Welt als die meisten Regierungen. Unternehmen wie Cargill – und Geschäfte wie Ahold Delhaize (Stop & Shop, Giant, Food Lion und Hannafords), McDonald’s und Sysco, die dessen Produkte an Konsumenten verkaufen – tragen die Verantwortung für viele der Umweltkatastrophen, die rund um den Globus zu beobachten sind.

Eine Klare Und Gegenwärtige Gefahr

Das Muster an Täuschung und Zerstörung von Cargill wird nirgends offensichtlicher als in dessen Teilnahme an der Zerstörung der „Lungen des Planeten“, den Wäldern unserer Erde. Trotz wiederholter und hochmediatisierter gegenteiliger Versicherungen planiert Cargill weiterhin so viele ursprüngliche Ökosysteme wie im Rahmen des Gesetzes möglich, und allzu häufig auch außerhalb dieses Rahmens – von Brasilien, Bolivien und Paraguay bis hin zu Indonesien, Ghana und der Elfenbeinküste.

Mit der Wahl des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro – der versprochen hat, indigenes Land und andere geschützte Gebiete für die uneingeschränkte Nutzung freizugeben – stellt Cargill eine klare und gegenwärtige Gefahr für einige der lebenswichtigsten Ökosysteme der Erde dar. Wie jede andere Nation auch, hat Brasilien das Recht, seine eigenen Regierungschefs zu wählen. Doch als Konsumenten im globalen Handel haben die Kunden von Cargill ein ebensolches Recht, auf Unternehmensrichtlinien zu bestehen, die für den Schutz der Umwelt und der Menschenrechte sorgen.

Diese Kunden müssen schnell und entschlossen handeln.

Wenn die Hauptkunden von Cargill – unter anderem Ahold Delhaize, McDonald’s, WalMart und Sysco – ihre Verpflichtung zu Nachhaltigkeit und Menschenrechten ernst nehmen, müssen sie ihre Beziehung zu Cargill kündigen oder das Risiko eingehen, die Mitschuld an einem der größten Umwelt- und Menschenrechtsverbrechen zu tragen.

Foto: Jim Wickens

Foto: Jim Wickens

Brasilien: Ein Stolzes Vermächtnis In Bedrohung

Bis jetzt hatte Brasilien einen Regierungschef, der gegen den Klimawandel ankämpfte. Seit Mitte der 2000er Jahre hat sich die Nation einem ehrgeizigen Programm verschrieben, um der Entwaldung im Amazonas Einhalt zu gebieten. Brasilien verzeichnete einen beeindruckenden Rückgang der Entwaldung um zwei Drittel des Höchststandes und verdoppelte dabei seine landwirtschaftliche Produktion, indem es die Expansion primär auf degradiertes Land verlegte.

Doch die Wahl von Jair Bolsonaro zum Präsidenten im Jahr 2018 könnte diesem lobenswerten Vermächtnis ein Ende bereiten. Bolsonaro rief zur Gewalt gegen die Schwulen- und Lesbengemeinschaft und zur Inhaftierung oder Verbannung aller politischer Kritiker auf. Er hat die militärische Diktatur gelobt, die Brasiliens derzeitiger Demokratie vorausging, und im Rahmen seiner extremen Agenda hat er versprochen, die Abholzung, Landwirtschaft und den Bergbau in Brasiliens Regenwäldern, Savannen und anderen wertvollen Ökosystemen voranzutreiben.

„Es ist eine Schande, dass die brasilianische Kavallerie nicht so effektiv war wie die Amerikaner, die ihre Indianer ausgerottet haben.“
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro

Laut dem brasilianischen Forscher Paulo Artaxo, einem Mitglied des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der im Science Magazine interviewt wurde, „sehen wir uns in den nächsten vier Jahren einer Umweltkatastrophe ohnegleichen gegenüber.“7

Bolsonaro erklärte, Brasilien habe „zu viele geschützte Gebiete“, die „der Entwicklung im Wege stehen“ und dass die Überwachung der Entwaldung zu weit gegangen sei. Er hat Agrarunternehmen zugesichert, dass er bestehende Gesetze abschaffen und der Industrie die Zügel zu überlassen wird.8 Er hat versprochen, das brasilianische Bundes-Umweltamt, Ibama, auszuweiden, Beschränkungen der industriellen Rodung des Amazonas zu beseitigen und eine Autobahn durch den Regenwald zu schneiden.9 Schon seit langem unterstützt er die Freigabe von geschützten indigenen Gebieten für die landwirtschaftliche und gewerbliche Nutzung10 und hat zugesichert, dass er als Präsident „den indigenen Reservaten keinen Millimeter schenken“ wird.11

Laut Edson Duarte, dem ehemaligen brasilianischen Umweltminister, „wird die Entwaldung unmittelbar zunehmen. Ich fürchte, dass es wie in einem Goldrausch darum gehen wird, wer als erstes ankommt. Sie werden wissen, dass die Behörden im Falle einer illegalen Besetzung von Land mit Gleichgültigkeit und Zustimmung reagieren werden. Es wird sicherlich niemanden geben, der ihnen Ärger macht. 13,14,15

„Ich denke, wir bewegen uns in eine sehr dunkle Periode der brasilianischen Geschichte. Es hat keinen Wert, das zu beschönigen. Bolsonaro ist das schlimmste, was für die Umwelt hätte passieren können.“
Paulo Artaxo, Science Magazine, Universität São Paulo

Viele Brasilianer unterstützen diesen Teil von Bolsonaros Programm nicht – und eine Koalition aus über 180 Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen namens Coalizão Brasil Clima, Florestas e Agricultura hat die neue Regierung mutig – und erfolgreich – dazu aufgerufen, das Übereinkommen von Paris nicht zu verlassen und das Umweltministerium nicht zu ruinieren.16

Cargill hat dieser Koalition seine Unterstützung zugesichert.17 Die Kunden von Cargill müssen nun sicherstellen, dass dies nicht, wie so häufig zuvor, ein weiteres leeres Versprechen des Unternehmens bleibt.

Das Geschäft Mit Der Umweltzerstörung

Am Klimagipfel der Vereinten Nationen 2014 stand der CEO von Cargill, David MacLennan, neben UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, um Maßnahmen gegen den Klimawandel durch Eliminierung der Entwaldung in der Lieferkette des Unternehmens zuzusichern.

„Voller Stolz kündige ich heute an, dass Cargill praktische Schritte unternehmen wird, um die Wälder in unseren landwirtschaftlichen Lieferketten weltweit zu schützen,“ sagte MacLennan und schloss sich mit 150 Ländern, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen, die ihre Unterstützung für die New York Declaration, deren Ziel eine dramatische Reduzierung der globalen Entwaldung ist, kundzugeben.

Aufgrund der Größe und des Einflusses von Cargill wurde dessen Unterschrift unter dem Versprechen besonders bejubelt, da sie potenziell zu einer drastischen Senkung der Entwaldung, zur Einschränkung des Klimawandels und zum Schutz von Kommunen rund um den Globus beitragen könnte.

Doch nachdem das Gipfeltreffen zu Ende gegangen und der Applaus verebbt war, ließ das Unternehmen sein Versprechen links liegen – und stampfte es dann in den Boden.

Seit der Unterzeichnung der Declaration hat Cargill die Zerstörung von unberührten Landschaften weiter fortgesetzt. Das Unternehmen bleibt bis heute einer der schlimmsten Akteure auf der Weltbühne und eine der größten Bedrohungen für einheimische Ökosysteme rund um die Welt.

Jahrelang schon bemühen sich Mighty Earth, andere Naturschutzorganisationen und Cargills größte Kunden vergeblich darum, Cargill für die Einhaltung seines Reformversprechens zur Rechenschaft zu ziehen. Fünf Jahre nach Cargills Versicherung und nur ein Jahr, bevor die Entwaldung aus seiner Lieferkette eliminiert sein sollte, dämmert nun der Morgen einer potenziellen umweltfeindlichen, gesetzesfreien Zone in Brasilien.

Es ist an der Zeit, dass die Konsumenten aufhören Cargill Beihilfe zu leisten, indem sie dessen Produkte kaufen und verkaufen.

Mit ihrer Unterschrift unter der „New York Declaration on Forests“ verpflichteten sich MacLennan und Cargill dazu, „die Entwaldung in der Produktion von Agrarrohstoffen wie Palmöl, Soja, Papier und Rindfleischprodukten bis spätestens 2020 zu stoppen.“

Letzter Platz: Dave

CEO von Cargill, David MacLennan, hat sich als Vordenker auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit profiliert. Und doch sind er und Cargill beständig auf dem letzlen platz.

David MacLennan beim Klimagipfel der Vereinten Nationen 2014

David MacLennan beim Klimagipfel der Vereinten Nationen 2014

Das Geschäft Mit Der Umweltzerstörung

Am Klimagipfel der Vereinten Nationen 2014 stand der CEO von Cargill, David MacLennan, neben UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, um Maßnahmen gegen den Klimawandel durch Eliminierung der Entwaldung in der Lieferkette des Unternehmens zuzusichern.

„Voller Stolz kündige ich heute an, dass Cargill praktische Schritte unternehmen wird, um die Wälder in unseren landwirtschaftlichen Lieferketten weltweit zu schützen,“ sagte MacLennan und schloss sich mit 150 Ländern, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen, die ihre Unterstützung für die New York Declaration, deren Ziel eine dramatische Reduzierung der globalen Entwaldung ist, kundzugeben.

Aufgrund der Größe und des Einflusses von Cargill wurde dessen Unterschrift unter dem Versprechen besonders bejubelt, da sie potenziell zu einer drastischen Senkung der Entwaldung, zur Einschränkung des Klimawandels und zum Schutz von Kommunen rund um den Globus beitragen könnte.

Doch nachdem das Gipfeltreffen zu Ende gegangen und der Applaus verebbt war, ließ das Unternehmen sein Versprechen links liegen – und stampfte es dann in den Boden.

Seit der Unterzeichnung der Declaration hat Cargill die Zerstörung von unberührten Landschaften weiter fortgesetzt. Das Unternehmen bleibt bis heute einer der schlimmsten Akteure auf der Weltbühne und eine der größten Bedrohungen für einheimische Ökosysteme rund um die Welt.

Jahrelang schon bemühen sich Mighty Earth, andere Naturschutzorganisationen und Cargills größte Kunden vergeblich darum, Cargill für die Einhaltung seines Reformversprechens zur Rechenschaft zu ziehen. Fünf Jahre nach Cargills Versicherung und nur ein Jahr, bevor die Entwaldung aus seiner Lieferkette eliminiert sein sollte, dämmert nun der Morgen einer potenziellen umweltfeindlichen, gesetzesfreien Zone in Brasilien.

Es ist an der Zeit, dass die Konsumenten aufhören Cargill Beihilfe zu leisten, indem sie dessen Produkte kaufen und verkaufen.

Mit ihrer Unterschrift unter der „New York Declaration on Forests“ verpflichteten sich MacLennan und Cargill dazu, „die Entwaldung in der Produktion von Agrarrohstoffen wie Palmöl, Soja, Papier und Rindfleischprodukten bis spätestens 2020 zu stoppen.“19
David MacLennan Cargill CEO

Cargill Und Soja

Auf mehr als einer Million Quadratkilometer des Planeten – das entspricht dem Gebiet von Frankreich, Deutschland, Belgien und der Niederlande zusammen – wurde für den Anbau von Soja, eine der wichtigsten Zutaten für Futtermittel in der Fleischindustrie, die natürliche Vegetation gerodet. Mehr als drei Viertel des Sojaanbaus weltweit werden für die Fütterung von Vieh verwendet.18

Die Entwaldung für die Sojaproduktion beschleunigt den Klimawandel durch die Freisetzung von Kohlenstoff, zerstört den Lebensraum von Tieren und unterbricht außerdem den Wasserkreislauf, was die Verfügbarkeit von Wasser einschränkt.

Mighty Earth hat den Fußabdruck von Cargill im gesamten südamerikanischen Grenzgebiet verfolgt. Unser Bericht aus dem Jahre 2017, „The Ultimate Mystery Meat“, beschreibt eine Felduntersuchung an 28 verschiedenen Standorten in Brasilien und Bolivien, an denen Soja produziert wird. Dieser Bericht zeigt auf, dass Cargill einer der zwei größten Kunden industrieller Abholzungsoperationen ist.

„Das Ausmaß der Zerstörung war erstaunlich. Wir dokumentierten Bulldozer, die aktiv große Gebiete intakter Wälder und Weideländer rodeten, und enorme Feuer mit qualmenden Rauchschwaden.
Mighty Earth Policy Director Anahita Yousefi

Wir stellten fest, dass Cargill nicht nur darum bemüht ist, einen Markt für auf Entwaldung beruhendes Soja zu schaffen, sondern Rodungsoperationen tief im Urwald direkt finanziert, Silos und Straßen baut und dann Getreide kauft und als Futtermittel für Hühner, Schweine und Kühe in die USA, nach China und nach Europa verschifft.

Nachdem unser Bericht in Publikationen rund um den Globus diskutiert wurde, darunter die New York Times, The Guardian, Le Monde und andere, drängten bedeutende Konsumgüterunternehmen, Investoren und Regierungen Cargill dazu, seinen Verpflichtungen zur Beendigung der Entwaldung in Lateinamerika nachzukommen.

Monate später führten wir eine Satellitenüberwachung der Standorte durch, die wir ursprünglich besucht hatten. In Anbetracht der forschenden Blicke, denen sich Cargill ausgesetzt sah, und dessen Verpflichtung gegenüber seinen Kunden, gingen wir davon aus, dass das Unternehmen eine intensive Anstrengung unternehmen würde, um die Entwaldung zumindest an diesen Standorten einzustellen.

Doch ganz im Gegenteil: Wir stellten fest, dass Cargill an manchen derselben Standorte, die wir besucht hatten, trotz aller prüfenden Blicke weiterhin mit der Entwaldung beschäftigt ist.

Das Land indigener Völker, die von den Wäldern abhängig sind, wird von Sojaplantagen eingenommen. Sie werden von ihrem traditionellen Land vertrieben und erleben eine scharfe Zunahme an Krebserkrankungen, Geburtsfehlern, Fehlgeburten und andern Krankheiten, die mit Pestiziden und Herbiziden in Verbindung gebracht werden, die im Sojaanbau zum Einsatz kommen und häufig von Flugzeugen direkt über ihren Köpfen versprüht werden.

Cargills eigene Erfahrung mit Soja zeigt, dass die Entwaldung weder notwendig noch unvermeidlich ist. An einem Standort, an dem Cargill gezwungen wurde, die Zerstörung einzustellen, gelang es dem Unternehmen, sowohl das Ökosystem zu schützen als auch sein Geschäft auszubauen.

Nach einer Großkampagne von Greenpeace und Anderen im Jahr 2006 einigten sich Cargill und dessen Kunde McDonald’s auf ein Moratorium der Rodung des brasilianischen Amazonas für den Sojaanbau. In den zwei Jahren, die diesem Moratorium vorausgingen, entstand annähernd ein Drittel der neuen Sojaplantagen im brasilianischen Amazonas aus der Zerstörung von Wäldern. Nach der Vereinbarung ging diese Zahl auf ca. 1 % zurück.

Gleichzeitig wuchs die Sojabranche in rasantem Tempo an. Trotz abnehmender Entwaldung vergrößerte sich das mit Soja bepflanzte Gebiet im brasilianischen Amazonas annähernd auf das Dreifache.

Expansion ohne Entwaldung ist möglich. Unter Zwang richteten Cargill und Andere ihren Blick auf bereits entwaldetes Land und effizientere landwirtschaftliche Praktiken.

Wenn auch nur ein Teil dieses Landes für die landwirtschaftliche Nutzung entwickelt würde, wäre ausreichend Platz vorhanden, um sowohl eine landwirtschaftliche Expansion als auch eine Umweltsanierung zu erreichen.19

Viele Kunden von Cargill – unter anderem Unilever, Tesco, McDonald’s, Carrefour, Kellogg’s, Sainsbury’s, Mars, Petcare, Ahold Delhaize, die Dunkin’-Marken und Nestlé – haben dazu aufgerufen, den Erfolg aus dem brasilianischen Amazonas auch auf andere Ökosysteme auszuweiten.20,21 Auch die Cargill-Konkurrenten Louis Dreyfus und Wilmar machen sich für eine solche Ausweitung stark. Doch Cargill weigert sich und nutzt stattdessen seinen Einfluss bei Berufsgenossenschaften, um verantwortungsbewusstere Konkurrenten davon abzuhalten, diese Schutzmaßnahmen auszuweiten.

In der gesamten Region wurden bereits mehr als 400 Millionen Hektar Wald und Weideland gerodet, ein Gebiet, das der Hälfte der kontinentalen Vereinigten Staaten entspricht, und das neu bepflanzt werden könnte.

Focus Auf Den Cerrado

Das erfolgreiche Soja-Moratorium gilt leider nur für die in Brasilien gelegenen Teile des Amazonas. Es bietet keinen Schutz für Regenwälder in den anderen acht Amazonas-Nationen. Ebenso wenig schützt es andere Wälder und Prärien außerhalb Brasiliens, wie den Gran Chaco in Argentinien und Paraguay. Und auch wesentliche ökologische Gebiete, die zwar innerhalb Brasiliens, doch außerhalb des Amazonas liegen, wie der prächtige Cerrado, bleiben ungeschützt.

Der Cerrado in Brasilien gehört zu den bioaktivsten Savannen der Welt. Das Gebiet ist ungefähr so groß wie England, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien zusammen und beheimatet jede zwanzigste Tierart der Erde, darunter der große Ameisenbär, das Riesengürteltier, der Jaguar, der Mähnenwolf und hunderte von Vogelarten – sowie mehr als 10.000 Pflanzenarten, von denen annähernd die Hälfte an keinem anderen Platz der Welt zu finden ist.

Mit kleinen Bäumen, die aber tiefe Wurzeln haben, ist der Cerrado wie ein Wald, der auf dem Kopf steht. Nahezu die Hälfte der Wasserreserven Brasiliens stammen aus dem Cerrado und er hat eine enorme Speicherkapazität für Kohlenstoff.

Doch im Laufe des letzten Jahrzehnts wurden jährlich mehr als 10.000 Quadratkilometer der Savannen in Plantagen umgewandelt – das ist doppelt so viel wie in den 1990er Jahren. Heute ist weniger als die Hälfte des Cerrado noch intakt und nur 3 % sind dauerhaft geschützt.

Wenn Tropenwälder abgeholzt und niedergebrannt werden, wird der darin gespeicherte Kohlenstoff sofort als Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre freigesetzt, was ein Zehntel aller erderwärmenden Emissionen ausmacht.23

Lateinamerika verfügt über mehr als 200.000 Hektar bereits degradiertes Land, das für die Expansion landwirtschaftlicher Betriebe genutzt werden könnte, und es gibt, abgesehen von unternehmerischer Trägheit, keinen Grund, die Zerstörung dieser unschätzbar wertvollen Landschaften fortzusetzen.24

Seit zehn Jahren wird Cargill von seinen größten Kunden sowie von Regierungsbeamten und der Zivilgesellschaft aufgefordert, gemeinsam mit anderen Sojahändlern das Moratorium auszuweiten, diese wesentlichen Gebiete zu schützen und sich bei der Expansion auf bereits degradiertes Land zu konzentrieren.25 Cargill weigert sich.

Die Zerstörung Des Gran Chaco

Der Gran Chaco ist ein 100 Millionen Hektar umfassendes Ökosystem, das sich über Argentinien, Bolivien und Paraguay erstreckt. Es ist einer der größten durchgängigen Landstriche mit heimischer Vegetation in Südamerika. Nur der Amazonas ist größer.

In diesen Wäldern sind lebendige Gemeinschaften indigener Völker zu Hause, darunter die Ayoreo, Chamacoco, Enxet, Guarayo, Maka’a, Manjuy, Mocoví, Nandeva, Nivakle, Toba Qom und Wichi, die seit Jahrtausenden im und mit dem Chaco-Wald leben und auf diesen angewiesen sind.

Einst eine unbesiegbare Hochburg für Tiere wie das kleine Borstengürteltier, den Jaguar und den großen Ameisenbär, drang nun Cargill in dieses Grenzgebiet ein und planierte und brannte es nieder, um enorme Felder für genetisch verändertes Soja zu schaffen.

2018 besuchte ein Ermittlungsteam von Mighty Earth Sojaplantagen im gesamten Gran Chaco-Ökosystem und dokumentierte eine weitreichende Zerstörung dieser natürlichen Ökosysteme, die teilweise illegal und zuweilen unter dem Deckmantel der Legalität erfolgte.
Wir verfolgten das Soja von unlängst gerodeten Wälder bis zu den Häfen, wo es von Cargill in die ganze Welt versandt wird.

Das Tragische an der von uns dokumentierten Zerstörung ist, dass sie vollkommen vermeidbar ist. Obwohl die Fleischproduktion von Natur aus ressourcenintensiv ist, müssen dafür keine nativen Ökosysteme verwüstet werden. Die Fläche von bereits degradiertem Land in Lateinamerika, die für den Anbau von Soja und die Viehzucht geeignet ist, ohne native Ökosysteme zu gefährden, ist mehr als halb so groß wie die kontinentalen Vereinigten Staaten. Sachverständige, die das erfolgreiche System im brasilianischen Amazonas entwickelten, mit dem die Entwaldung für Soja nahezu komplett gestoppt wurde, schätzen, dass eine Ausweitung der Waldüberwachung auf andere Sojaanbaugebiete in Lateinamerika jährlich weniger als eine Million US-Dollar kosten würde, ein winziger Bruchteil der Jahresgewinne von Cargill.

Menschenrechtsverletzungen Und Gewalt Gegen Indigene Gemeinschaften

Viele indigene Gemeinschaften leben in Waldgebieten und sind auf diese für Nahrung, Wasser, Unterkunft und ihr kulturelles Überleben angewiesen. Sojahersteller, Rancher und illegale Abholzungsinteressen wenden häufig Gewalt an, um indigene Völker vom Land ihrer Ahnen zu vertreiben.

Die Ermittlungsteams von Mighty Earth besuchten indigene Gemeinschaften, deren Stammesgebiete gerodet und in Sojafelder in ausländischem Besitz umgewandelt wurden, dessen Erträge nach Übersee verschifft werden. Arbeiter auf diesen Ländereien sagen aus, dass sie an Cargill verkaufen. Cargill streitet die Vorwürfe ab.

Ein Dorfvorsteher beschreibt unserem Team, welche Angst seine Gemeinschaft empfindet, wenn Flugzeuge direkt über ihren Köpfen Pestizide für Soja versprühen, das nur wenige hundert Meter vom Dorf angebaut wird, und er erzählt von mehreren Kindern, die gestorben sind, nachdem sie Wasser aus einem alten Pestizidcontainer getrunken haben, den sie auf einem nahegelegenen Sojafeld gefunden hatten.

Eine andere indigene Gemeinschaft wurde 2014 von 50 bewaffneten Wachmännern einer benachbarten Plantage überfallen, um sie aus dem Gebiet zu vertreiben. Zeitungsberichten zufolge brachen die Wachmänner Türen auf, marschierten in Häuser ein, griffen Erwachsene und Kinder an und traten auf schwangere Frauen ein, von denen einige ihre Babys verloren. Dies wird von Zeugenaussagen der Gemeinschaft, die unser Team gesammelt hat, untermauert.32 Mitglieder der Gemeinschaft wurden verletzt. Drei Wächter und sieben Einheimische erlitten Schusswunden. Ein Wächter wurde getötet.

Ein Gemeinschaftsoberhaupt erzählte uns, dass die Plantage sie immer wieder des widerrechtlichen Betretens ihres eigenen Stammeslandes beschuldigte und dass seine Mitbürger in einer ständigen Angst vor der Rückkehr der privaten Wachmänner lebten. Er erklärte, dass die Flüsse so mit Pestiziden verseucht sind, dass die Fische, auf die sie angewiesen sind, sterben und dass die Gelegenheiten für traditionelles Jagen nahezu vollkommen verschwunden sind.

Cargill Und Kakao

Cargill ist eines von nur drei Unternehmen – zusammen mit Olam und Barry Callebaut –, die mehr als die Hälfte des globalen Handels von Kakao, dem Rohstoff für Schokolade, kontrollieren.27

2017 konnte Mighty Earth im Rahmen von Ermittlungen Kakao aus illegalen Operationen in Nationalparks über Mittelsmänner auf diese Händler zurückführen. Diese verkauften den Kakao dann nach Europa und in die Vereinigten Staaten, wo er von den Süßwarenfirmen der Welt zu Schokolade verarbeitet wurde.

Ghana und die Elfenbeinküste produzieren weltweit am meisten Kakao und in beiden Ländern ist der Kakaomarkt der vorrangige Grund für die Waldzerstörung. Schimpansen und andere Wildbestände wurden im Zuge der Umwandlung von Wäldern in Kakaobetriebe zugrunde gerichtet. An der Elfenbeinküste sind von ursprünglich zehntausenden von Elefanten nur noch 400 übrig.

Unsere Ermittlungen zeigten, dass Cargill die Zerstörung der Wälder für den billigen Anbau von Kakao in diesen Ländern jahrelang vorangetrieben hat – und dass der Kauf von Kakao, der in illegal gerodeten, geschützten Wäldern und Nationalparks angebaut wurde, gängige Praxis ist.

An der Elfenbeinküste stammen ca. 40 % des Kakaos aus Nationalparks und anderen Schutzgebieten.

In mehr als zwanzig dieser Nationalparks und anderen Schutzgebieten wurden bereits mehr als 90 % der Landfläche auf den Kakaoanbau umgestellt. Zwischen 2001 und 2014 verlor Ghana 7.000 Quadratkilometer Wald, das sind ca. 10 % der gesamten Waldfläche des Landes, davon 1.000 Quadratkilometer in Schutzgebieten. Ungefähr ein Viertel der Entwaldung stand im Zusammenhang mit der Schokoladenindustrie.

Cargill kaufte Kakao ohne Rücksichtnahme auf dessen Herkunft und verkaufte ihn dann an die führenden Schokoladenhersteller der Welt. Somit wurden Millionen von Konsumenten unwissentlich mitschuldig an der Zerstörung der Parks, Wälder, Elefanten und Schimpansen in Westafrika.

2017 tat sich Cargill mit anderen Schokoladen- und Kakaounternehmen und den Regierungen von Ghana und der Elfenbeinküste zusammen. Sie verpflichteten sich, die Beschaffung von Kakao aus Nationalparks und Schutzgebieten umgehend einzustellen, Wälder wieder aufzuforsten und auf verantwortungsbewusstere Praktiken umzusteigen. Mighty Earth begrüßte die Ankündigung als einen positiven Schritt, der endlich etwas Hoffnung für die misshandelten Wildstände von Westafrika und eine nachhaltigere Zukunft für die verarmten Kakaoanbauer, die an Cargill liefern, aufleben ließ. Doch als wir ein Jahr später zurückkehrten, stellten wir fest, dass die Entwaldung seit Cargills Ankündigung in manchen Gebieten sogar angestiegen ist. Somit muss man sich fragen, ob Cargills Versprechen nur ein weiteres in einer langen Reihe von Versprechen ist, die Cargill mit großem Trara verkündet und dann umgehend ignoriert.

Cargills Open Air-Ausbeuterbetriebe

Schätzungsweise 2,12 Millionen westafrikanische Kinder sind noch immer in der Kakaoernte beschäftigt.29 Annähernd 96 % dieser Kinder in Ghana und an der Elfenbeinküste arbeiten unter gefährlichen Bedingungen. Cargill schiebt diese Sache schon seit zwei Jahrzehnten vor sich her. Sein derzeitiges, wenig ehrgeiziges Versprechen ist die Reduzierung – nicht die Abschaffung – von Kinderarbeit im Kakaoanbau um 70 % bis 2020.30

Im Juli 2005 verklagte der International Labor Rights Fund (ILR) Cargill im Namen von malischen Kindern, die von Mali an die Elfenbeinküste verschleppt und dort ohne Bezahlung, mit wenig Essen und Schlaf und unter häufigen Prügelattacken zu zwölf bis vierzehn Stunden Arbeit gezwungen wurden.

Laut ILF hat „Cargill in den vergangenen Jahren wiederholte und gut dokumentierte Warnungen ignoriert, dass die Agrarbetriebe, die es für den Anbau von Kakao verwendet, Kindersklavenarbeiter einstellten.“

Die Klage wirft Cargill vor, jahrelang Kakao erworben zu haben, der wissentlich von Kindersklaven geerntet wurde, und Gelder, Zubehör, Training und andere Hilfsleistungen für Plantagen an der Elfenbeinküste geboten zu haben, von denen Cargill ebenfalls wusste, dass hier Kindersklaven eingesetzt wurden.

Im Oktober diesen Jahres wies ein Dreiergremium die Behauptungen von Cargill und dessen Mitverteidiger Nestlé zurück, sie könnten für die Versklavung von Kindern im Ausland nicht unter Anklage gestellt werden. Das Gericht entschied, dass das Klageverfahren fortgesetzt werden kann, da die Unternehmensriesen beschuldigt werden, von ihren Niederlassungen in den Vereinigten Staaten aus Beihilfe zur Kindersklaverei geleistet und von dieser profitiert zu haben.

Die Rechtsabteilung des ILRF wird demnächst zusätzlich Strafanzeige gegen Cargill und andere erstatten, weil diese wissentlich von der Verschleppung von Kindern in die Sklaverei für die Kakaoernte profitierten.31

Cargill and Palmöl

Als einer der größten Palmöl-Importeure und Exporteure der Welt gehört Cargill zu den Unternehmen, die zu der alarmierenden Zerstörung von tropischen Regenwäldern und kohlenstoffreichem Torfland und damit auf bedeutsame Weise zum Klimawandel, zum Tod von mehr als 100.000 Orang-Utans und dem Verlust von Land und Lebensgrundlage der indigenen Gemeinschaften beigetragen haben.

Cargill beschreibt sich immer wieder als Branchen-“Führer“ – und doch nimmt das Unternehmen ein ums andere Mal und weltweit den letzten Platz ein. Das Muster ist allzu offensichtlich.
Das Unternehmen hat indigene Völker von deren Heimatland vertrieben32 und Palmöl von Regenwaldzerstörern gekauft, die illegal Regenwälder niederbrannten und Menschenhandel mit Sklaven und Kinderarbeit trieben.33,34,35,36 Die Führungskräfte eines seiner Lieferanten wurden als Verursacher von Waldbränden mit Geld- und Haftstrafen belegt.37 Der giftige Nebel, der durch die von Palmöl- und Holzunternehmen gesetzten Brände entstand, tötete mehr als 100.000 Menschen in Südostasien.38

Von Süßigkeiten und Speiseeis bis hin zu Waschmitteln und Shampoo – Palmöl ist in annähernd der Hälfte aller Konsumgüter enthalten. Wegen ihrer Besorgnis über die Entwaldung haben viele Einzelhändler und Hersteller dieser Güter die Erzeuger und Händler dazu aufgerufen, ihre Praktiken zu reformieren.

2016 wurde das massive Palmölkonglomerat IOI aus Malaysia bei der Verwüstung von geschützten tropischen Regenwäldern, bei der Entwässerung und Abgrabung von Torfland und bei der Ausbeutung lokaler Kommunen und Arbeiter ertappt.39,40 Daraufhin setzte der Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) die Nachhaltigkeitszertifizierung von IOI aus und 26 Unternehmen kündigten ihren Vertrag mit IOI, darunter Unilever, Kellogg Company, Mars, Hershey’s, Colgate-Palmolive, Johnson & Johnson, Procter & Gamble, die Yum!-Marken und Nestlé.41 Cargill folgte dem Beispiel der Unternehmenswelt erst Monate später und kappte seine Verbindung zu IOI nur nach wiederholtem und zunehmendem öffentlichen Druck.

Analog hierzu legte Cargill seine Geschäftsbeziehungen mit dem Palmölkonzern Reforestadora de Palmas del Petén, S.A (REPSA) auf Eis – jedoch erst nach jahrelangem Druck von US- und lateinamerikanischen Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen.

Zwei Jahre zuvor war REPSA für die immense Kontamination eines der größten Flüsse in Guatemala zur Verantwortung gezogen worden. Die Kontamination führte zu einem massiven Fischsterben von mehr als 150 Tonnen Fisch und zerstörte mehr als hundert Gemeinschaften, die auf den Fluss angewiesen sind. Nachdem eine lokale Gemeinschaftsgruppe Anzeige erstattet hatte, befand ein guatemalisches Gericht REPSA des „Ökozids“ für schuldig und ordnete die Aussetzung von dessen Operationen an. Nach der Entscheidung wurde der Sprecher der Kommission und indigene Professor Rigoberto Lima Choc ermordet, drei weitere Mitglieder der Gruppe wurden entführt und die REPSA erzwang einen Widerruf der Entscheidung.
Nach zwei Jahren unerbittlichem Druck setzte Cargill endlich seinen Vertrag mit REPSA aus.42

Verschmutzung Von Luft Und Wasser In Amerika

Von der Fleischproduktion geht eine größere Umweltbelastung aus als von den meisten anderen menschlichen Aktivitäten.

Cargill ist der zweitgrößte Verarbeiter von Rindfleisch in Nordamerika und der größte Lieferant von Rinderhackfleisch überhaupt.44 Die Fütterung und Züchtung von Schlachtvieh verbraucht mehr Land und Frischwasser als jede andere Industrie und die dabei entstehenden Ab- und Anfallstoffe gehören zu den größten Verschmutzungsquellen in der Welt. Viele dieser Auswirkungen konzentrieren sich in den Vereinigten Staaten, der Hochburg der Massentierhaltung, doch sie verbreiten sich rasant in andere Teile der Welt aus.

Die Fleischindustrie kann viele dieser Auswirkungen drastisch reduzieren, indem sie auf bessere landwirtschaftliche Praktiken bei der Beschaffung von Futtermitteln und bei der Viehzucht umsteigt. Hierzu gehören zum Beispiel die Gründüngung, die Düngemittelverwaltung, der Erhalt der einheimischen Vegetation, bessere Futtermittel und eine zentralisierte Verarbeitung von Stalldung. Große Fleischproduzenten wie Cargill, die ihre Kontrolle über den Markt gefestigt haben, können mit ihrem Einfluss die Lieferkette dramatisch verbessern. Doch bis heute haben sie nicht viel getan – sie ignorieren die Bedenken der Öffentlichkeit und lassen zu, dass sich umweltschädliche Praktiken bei der Fütterung und Zucht von Schlachtvieh weitgehend unkontrolliert ausbreiten.

Und in den vergangenen drei Jahren haben zehn Cargill-Werke in jedem einzelnen Quartal gegen die Emissionsvorschriften der Environmental Protection Agency (EPA) verstoßen.

So wie Cargill versucht, sich die politische Zurücknahme von Umweltschutzregelungen in Brasilien zunutze zu machen, scheint das Unternehmen auch die Anstrengungen der Trump-Regierung, Umweltschutzmaßnahmen in den Vereinigten Staaten zurückzuschrauben, ausnutzen zu wollen.

Die Auswirkungen von Cargill erstrecken sich auch auf die Agrarrohstoffe, die es kauft, verkauft und verarbeitet. Abwasserverschmutzung von Mais und Sojabohnen, die von Cargill als einem der national größten Unternehmen erzeugt und verarbeitet werden, sind für mehr als die Hälfte des Stickstoffs und für ein Viertel des Phosphors verantwortlich, das in den Golf von Mexiko einfließt und alljährlich eine tote Zone durch Algenblüte verursacht. Während Cargill Richtlinien zur Reduzierung der Umweltbelastung durch seine Agrarrohstoffe im Ausland umgesetzt hat, wendet das Unternehmen keine dieser Richtlinien für ihre Lieferketten in den USA an.

Cargill ist in den top ten der umweltverschmutzer für die folgenden giftigen chemikalien in der US-Amerikanischen lebensmittelindustrie:

*Bekannte Karzinogene

*Bekannte Karzinogene

Cargill ist unter allen unternehmen in den USA in den top ten der umweltverschmutzer für die folgenden giftigen chemikalien:

Fahrlässig, Nicht Unvermeidbar

In ihrer Untersuchung im Jahr 2009, die den Pulitzer Prize gewann, stellte die New York Times ein Muster der Fahrlässigkeit und Widerspenstigkeit seitens Cargill fest, das zu einem verheerenden Ausbruch von Escherichia coli O157:H7, einem besonders ansteckenden Bakterienstamm, der in Tierkot gefunden wird, führte.46 Ermittler für die Times fanden heraus, dass Hamburger-Bratlinge von Cargill, die mit Escherichia coli verunreinigt waren, mit dem Etikett „American Chef ’s Selection Angus Beef Patties“ (Amerikanische Chefkoch-Kollektion: Angus-Rind-Bratlinge) an Sam‘s Club verkauft wurden.

Laut der Times bestanden die Hamburger, bei denen „Rindfleisch“ als einzige Zutat aufgeführt war, „aus einer Mischung aus Schlachtabfällen und einem breiartigen Produkt, das in einem Werk in Wisconsin aus gemahlenen Fleischresten hergestellt wurde. Die Zutaten stammten aus Schlachthöfen in Nebraska, Texas und Uruguay sowie von einem Unternehmen in South Dakota, das fettige Fleischabfälle verarbeitet und zur Abtötung von Bakterien mit Ammoniak behandelt.“47

Indem Cargill das Produkt aus verschiedenen Quellen bezieht anstatt ganze Fleischstücke zu verwenden, spart es ca. 25 % an Kosten ein, doch die minderwertigen Zutaten stammen von den Teilen einer Kuh, die leichter mit Kot, und damit mit Escherichia coli in Berührung kommen.

Die Times deckte auf, dass Lebensmittelkontrolleure in den Wochen vor dem Ausbruch im Jahr 2007 wiederholt festgestellt hatten, dass Cargill die eigenen Sicherheitsverfahren für die Handhabung von Rindfleisch verletzte.48

Cargills Partner in der Kriminalität

Das niederländische Unternehmen Ahold Delhaize betreibt 6.500 Läden unter 21 lokalen Markennamen in elf Ländern. In North Kingstown, Rhode Island, beginnt demnächst der Bau einer knapp 20.000 Quadratmeter großen, von Cargill verwalteten Einrichtung, die die Stop & Shop-Supermarktkette von Ahold Delhaize mit Rindfleisch, Schweinehackfleisch und Fleisch-Fertiggerichten versorgen soll.51

Foto: Retail Business Services LLC

Foto: Retail Business Services LLC

Das Unternehmen ist Mitglied des „Protein Challenge 2040“, einer Koalition internationaler Einzelhändler, Lebensmittelhersteller und nichtstaatlicher Organisationen mit dem erklärten Ziel, auf die nachhaltige Produktion und Konsumierung von Protein hinzuarbeiten.53 Ahold war einer der ursprünglichen Mitunterzeichner der Unterstützungsbekundung des Cerrado Manifesto 2018, einem Dokument, das Cargill und andere Unternehmen dazu aufruft, die Zerstörung dieses Hotspots der Artenvielfalt einzustellen.

Das Manifesto setzt das Zieldatum 2020 fest, zu dem jegliches aus Südamerika stammende Soja zertifiziert sein muss, das in der Lieferkette der unter der Eigenmarke verkauften Fleischprodukte enthalten ist. Außerdem fordern sie Menschenrechtsstandards, die dem UN Global Compact entsprechen und unterstützen den Beschluss gegen Zwangsarbeit des Consumer Goods Forums.54

Ahold fordert aktiv verantwortungsbewusste Nahrungsmittelrichtlinien und schloss sich anderen Unternehmen als Unterzeichner der New York Declaration on Forests an, die alle Unternehmen dazu aufrief, die Entwaldung in ihren Lieferketten bis zum Jahr 2020 zu beenden.

In mehreren Treffen und Unterhaltungen mit Mighty Earth haben Mitarbeiter von Ahold Delhaize das Problem mit dem Fleisch und den Tierfuttermitteln von Cargill zugestanden und wiederholt versprochen zu handeln. Doch trotz all der Rhetorik und des tiefgreifenden Verständnisses der von Cargill verübten Umwelt- und Gesellschaftsverbrechen kündigte Ahold Delhaize im Mai 2018 an, dass sich das Unternehmen mit Cargill sogar noch enger verbünden wird anstatt sich von ihm zu distanzieren.

Ahold Delhaize kündigte an, dass es gemeinsam mit Cargill ein neues, knapp 20.000 Quadratmeter großes Verpackungswerk namens „Infinity Meat Solutions“ plane, um seine Stop & Shop-Märkte mit Rindfleisch, Rinderhackfleisch, Schweinefleisch und „kreativen Fleisch-Fertiggerichten“ zu versorgen.55,56,57

Im deutlichen Gegensatz zu seinen Worten belohnt Ahold Delhaize Cargill mit einer massiven neuen Markenzugangschance und macht somit die Kunden von Stop & Shop unwissentlich zu Mitschuldigen an Cargills Verbrechen.

Komplizen: Cargills Wegbereiter

Obgleich es nicht einfach festzustellen ist, weil Cargill ein Privatunternehmen ist, dessen Praktiken im Dunkeln bleiben, ist es doch wahrscheinlich, dass McDonald’s der größte und wichtigste Kunde von Cargill ist. Die Restaurants von McDonald’s sind im Grunde genommen die Geschäftsfassade von Cargill. Cargill liefert nicht nur Hähnchen und Rindfleisch an McDonald’s, sondern sorgt auch für die Zubereitung und das Einfrieren der Burger und McNuggets, die McDonald’s dann ganz einfach aufwärmt und serviert.49,50

Weil Burger King Fleisch verkauft, das von mit Soja von Cargill gefütterten Tieren stammt, bekam der Fast-Food-Riese eine Null auf der Entwaldungs-Scorecard der Union of Concerned Scientists. Burger King hat Cargill aufgefordert, die Zerstörung der Wälder in ihrer Lieferkette zu beenden...bis 2030.

Mit einem Jahresumsatz von 55 Milliarden US-Dollar ist Sysco Inc. der weltweit größte Vertreiber von Nahrungsmitteln an Restaurants, Gesundheitseinrichtungen, Universitäten, Hotels und Gasthöfe. Trotz des Anspruchs, „den Planeten durch die Entwicklung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken, die Reduzierung der CO2-Bilanz und Abfalltrennung zu schützen, um die Umwelt für künftige Generationen zu wahren“, hat das Unternehmen Cargill als wichtigsten Lieferanten für Schweine- und Rindfleisch akzeptiert.5

Louis Dreyfus und Wilmar, Konkurrenten von Cargill, haben der Welt gezeigt, dass ein anderer Weg möglich ist.56 Die Louis Dreyfus Company ist einer der vier größten Sojahändler in Lateinamerika. Doch Louis Dreyfus hat erkannt, wie dringend und wichtig es ist, die einheimischen Ökosysteme und Gemeinschaften zu schützen. In einer neuen Richtlinie kündigte das Unternehmen an, dass es kein Soja von Produzenten kaufen wird, die einheimische Ökosysteme zerstören oder Land von indigenen Gemeinschaften gestohlen haben. Angesichts der weitverbreiteten Verfügbarkeit von bereits degradierten Landgebieten, erkannte Louis Dreyfus, dass die Expansion auch ohne Zerstörung möglich ist.57 Cargill hingegen lässt die Bulldozer weiterlaufen. Die Richtlinie von Louis Dreyfus bietet Unternehmen wie Ahold Delhaize und anderen Cargill-Befähigern eine einfache Möglichkeit, die Mitschuld an Cargills Verbrechen abzulehnen. Ihnen steht nun ein eindeutiger Großanbieter zur Verfügung, der sich der wirklich verantwortungsbewussten Sojaproduktion verpflichtet hat, und sie können ihre Lieferketten auf Louis Dreyfus verlegen.

Fazit

2018 war von schlechten Nachrichten geprägt. Düstere Warnungen für das Klima der Erde und ihre Bewohner kamen von den Vereinten Nationen und der US-Regierung.

Zunächst erklärte das Intergovernmental Panel on Climate Change, dass ein „rasanter und weitreichender Übergang in Energie-, Land-, Stadt- und Infrastruktursystemen (einschließlich Transport und Gebäude) und Industriesystemen“ nötig ist, um katastrophale Auswirkungen der Erderwärmung zu vermeiden. Wenige Wochen darauf, im November 2018, hieß es im vierten nationalen Evaluierungsbericht der US-Regierung, dass „der Klimawandel ohne substanzielle und anhaltende globale Klimaschutz- und regionale Anpassungsbestrebungen allen Erwartungen nach zu wachsenden Verlusten für Infrastruktur und Eigentum in den USA führen und das Wirtschaftswachstums in diesem Jahrhundert beeinträchtigen wird.“

Noch haben wir die Chance, die Weichen für unsere Zukunft zu stellen, doch sind wir wohl die letzte Generation, für die das möglich ist. Eine bessere Welt ist möglich, doch nur, wenn wir sofort und konkret handeln.

Obgleich sich beide Berichte und die Medien in erster Linie auf die Rolle von Regierungen konzentrieren, sind in den meisten Fällen nicht die Regierungen für Umweltverschmutzung und Entwaldung verantwortlich, sondern großindustrielle und multinationale Unternehmen wie Cargill.

Und nur, weil die Regierungen ihre Arbeit nicht tun, heißt das nicht, dass sie nicht getan werden kann. Einige der weltweit größten umweltpolitischen Erfolge wurden von Unternehmen erzielt, die aus dem eigenen Verantwortungsbewusstsein heraus oder auf Drängen ihrer Kunden, Investoren und der Gesellschaft allgemein handelten. Cargill selbst und andere Sojahändler liefern den Beweis dafür, indem sie einen Teil des Amazonas schützen, weil ihre Kunden es gefordert haben.

Doch Cargill weigert sich, diese Schutzmaßnahmen auf andere Landschaftsgebiete auszuweiten und verkündet sogar öffentlich seine Opposition zu einem von mehr als siebzig Konsumgüterunternehmen unterstützten Moratorium bezüglich der Zerstörung des unschätzbaren und bedrohten Cerrado in Brasilien. Für Ahold Delhaize, McDonald‘s und andere, die Cargill wiederholt aufgerufen haben, auf den außerordentlichen Erfolg des Soja-Moratoriums im Amazonas aufzubauen, ist dies ein Schlag ins Gesicht. Wenn diese Unternehmen ihre eigenen Nachhaltigkeitsverpflichtungen ernst nehmen möchten, reicht es nicht aus, Cargill höflich zum Wandel aufzufordern – sie müssen ihren Einkauf auf verantwortungsbewusstere Lieferanten verlagern.

Über Mighty Earth

Mighty Earth ist eine weltweite Kampagnenorganisation, die sich für den Schutz von Land, Meer und Klima einsetzt. Unser Ziel ist es, die effektivste Umweltschutzorganisation der Welt zu sein. Unsere Kampagnen und unser Team spielen eine Schlüsselrolle darin, die weltweit größten Agrar- und Lebensmittelkonzerne zu überzeugen, Maßnahmen zu verabschieden, um Entwaldungen und Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten zu eliminieren und den milliardenschweren Übergang hin zu sauberer Energie voranzutreiben. Mighty Earth setzt sich für Veränderungen sowohl auf internationaler als auch auf lokaler Ebene ein und baut so eine Bewegung zum Schutz unserer Umwelt auf. Das Mighty Earth-Projekt wird vom Center for International Policy, einer gemeinnützigen Organisation nach USC 26 § 501 (c)(3), steuerrechtlich gesponsert.

Photo: Jim Wickens, Ecostorm

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